Craig Foster war mit seinem Bruder viele Jahre als Dokumentarfilmer in der Wildnis Afrikas unterwegs. 2010 schlitterte er ins Burn-out, verlor die Lust am Filmen, zog sich zurück und fand beim Freitauchen wieder den Weg ins Leben. Während seiner täglichen Tauchgänge im Algenwald von False Bay vor Kapstadt begegnete er einem Oktopus-Weibchen – und war vom ersten Moment an regelrecht entflammt. Über ein Jahr lang tauchte Foster hinab in die küstennahen Tiefen, gewann einerseits das Vertrauen des Oktopusses, andererseits aber auch Einblicke in den nicht immer einfachen Alltag dieses erstaunlichen Tarnungskünstlers. Foster setzte sich immer intensiver mit dem „Chamäleon der Unterwasserwelt“ auseinander, spürte die Angst, wenn sich ein Hai näherte, den Schmerz, wenn Letzterer dem Kraken im Gefecht einen Arm abriss, und die fast kindliche Freude, wenn sein Octopus Teacher mit anderen Meeresbewohnern oder mit Foster selbst spielte. Am Ende jedoch muss er sich von seiner Freundin verabschieden – schlichtweg, weil es die Natur so vorgesehen hat.

Ein Taucher und sein Lehrer

In diesem Jahr hat Craig Foster auch sich selbst (wieder) gefunden. Für manch einen Grund zur Kritik an dem vielfach ausgezeichneten und hochgelobten Film. So bezeichnete etwa Bernd Graff in der Süddeutschen Zeitung den Film als „Bankrotterklärung für Tierdokumentation in Zeiten des realen Klimawandels“, denn es gehe „nicht um den Achtarmer, sondern um den armen Taucher“. Es mag sein, dass „My Octopus Teacher“ kein reiner Tierfilm ist.
Doch vielleicht hatten Foster und seine Filmemacher-Kollegen Pippa Ehrlich und James Reed das gar nicht im Sinn? Was, wenn es eben genau darum ging, aufzuzeigen, dass wir es nicht mit getrennten Welten zu tun haben? Was, wenn sie verdeutlichen wollten, dass wir tatsächlich Teil der Erde und nicht nur Besucher sind, auch wenn wir lediglich für eine bestimmte Zeit hier sind? Dann nämlich muss jedem klar werden, dass es an uns liegt, Verantwortung zu übernehmen – für uns und die nachfolgenden Generationen. Für die Welt vor unserer Haustür genauso wie für jene am anderen Ende des Globus. Für die Natur am Land und im Wasser, für andere Menschen ebenso wie für Flora und Fauna.

 

My Octopus Teacher Krake (© Sea Change Project)

My Octopus Teacher 3 (© Sea Change Project)

My Octopus Teacher 4 (© Sea Change Project)

My Octopus Teacher Hai (© Sea Change Project

My Octopus Teacher 5 (© Sea Change Project)

My Octopus Teacher behind the scenes (© Sea Change Project)

 

Craig Foster hat nicht nur für sich einen neuen Weg gefunden, sondern vor allem auch Verantwortung übernommen und 2012 das Sea Change Project gegründet: Eine Non-Profit-Organisation, die sich vor allem um diese beeindruckende Unterwasserwelt bemüht, die sich vor der Küste von Südafrika auftut. Ein Gebiet, das stellenvertretend für alle anderen Regionen steht, wenn es darum geht, dass es allerhöchste Zeit ist, endlich verantwortungsvoll mit der Welt umzugehen, in der wir leben dürfen.

 

Die Bilder, die uns vom Sea Change Project zur Verfügung gestellt wurden, geben einen kleinen Vorgeschmack auf den Film, der auf Netflix verfügbar ist.
www.seachangeproject.com

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weiter neu denken

Zukunft Mensch: Regeneration als Revolution

Im Rahmen der Gesprächsreihe „Zukunftsstorys“ in Kooperation mit der Stadtbibliothek Dornbirn sprach Zukunftsforscher Klaus Kofler am 24. April 2025 mit Dr. Dr. Martin Grassberger über tief verwurzelte Annahmen unserer bisherigen Lösungsstrategien – ein Abend voller Impulse und Perspektivenwechsel – und ein volles Haus in der Stadtbibliothek Dornbirn.

GANZHEITLICHE ANSÄTZE

Was, wenn das Prinzip der Regeneration nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Wirtschaft, Politik und Bildung zum Leitsystem werden müsste? Was, wenn unser Körper mehr ist als ein Überlebensorganismus, sondern ein Wegweiser in eine lebenswerte Zukunft? Und was, wenn in uns selbst die Antwort auf eine erschöpfte Gesellschaft liegt?

Zu diesen Fragen habe ich mich mit meinem Gast, Univ.-Prof. DDr. Martin Grassberger – Gerichtsmediziner, Humanbiologe und Bestsellerautor („Regenerativ“) ausgetauscht. Er hat uns auf eine faszinierende Reise in das menschliche Ökosystem mitgenommen. Von der Zelle bis zum Bewusstsein, von der Ernährung bis zur Systemkritik.

  • Unser Körper – so Grassberger – ist kein Befehlsempfänger, sondern ein sich selbst organisierendes, adaptives Netzwerk.
  • Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein fortwährender Regenerationsprozess.
  • Genau das, was uns biologisch am Leben erhält, könnte auch unsere Gesellschaft, unsere Umwelt und unsere Wirtschaft wieder in Balance bringen.

UMDENKEN

„Nicht ein ständiges MEHR, sondern ein kluges WENIGER ist die Antwort auf unsere Zeit.“

Diese einfache, aber radikale Erkenntnis durchzog den ganzen Abend. Dieser Talk hat das Publikum nicht nur erreicht, sondern spürbar bewegtDie Kombination aus fundierter Wissenschaft, klarer Sprache und tiefem humanistischem Denken hat nicht nur viele neue Fragen aufgeworfen, sondern auch Lust auf ein anderes Denken über uns selbst gemacht.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, den Menschen nicht länger als Störfaktor, sondern als Teil der Lösung zu begreifen und die Natur nicht als Ressource, sondern als Lehrmeisterin. Denn Zukunft beginnt dort, wo wir wieder lernen, lebendig zu denken. Danke an Prof. Grassberger für seine inspirierende Präsenz. Danke an alle Teilnehmer für das große Interesse, das volle Haus und die vielen anregenden Gespräche.

Den gesamten Talk gibt es hier zum Nachhören.

 

Zukunftsblick

Talk Future: Zukunft Mensch

Mit unseren Zukunftsgesprächen betreiben wir im besten Sinne Zukunftslobbyismus, denn gemeinsam mit spannenden Protagonisten kreieren wir einen neuen mutigen Blick für unsere Zukunft. 

Ein gutes Leben für alle…

Wir alle blicken gerne in die Zukunft – doch wie sollten wir ihr entgegenblicken? Mit Zuversicht, Respekt oder gar Angst? Klaus Kofler ist Zukunftsforscher und war als solcher auch beim Kongress forumZUKUNFT der Caritas Steiermark zu Gast. Zuvor nahm er sich noch Zeit für ein Gespräch mit Megaphon-Chefredakteur Peter K. Wagner, in dem er erklärt, warum die Zukunft eine Ressource ist und worauf wir für ein besseres Zusammenleben achten sollten…

https://soundcloud.com/user-67078869/was-braucht-es-in-zukunft-um-ein-gutes-leben-fur-alle-zu-ermoglichen-klaus-kofler

 

Zukunftsblick

Podcast: Was braucht es, um in Zukunft „Ein gutes Leben für alle“ zu ermöglichen?

Wir alle blicken gerne in die Zukunft – doch wie sollten wir ihr entgegenblicken?

Zukunftsmut

Wir erleben momentan eine Phase von drei gleichzeitig stattfindenden Krisen, eine Natur- und Klimakrise, eine digitale Krise sowie eine geopolitische Krise. Wenn man als Zukunftsforscher auf diese Felder blickt kommt eines zum Vorschein – der Mensch. Denn letztlich werden wir durch unsere Veränderungsbereitschaft….

Link zum Artikel Kleine Zeitung

Zukunftsblick

Interview: Wir brauchen mehr Zukunftsmut

Klaus Kofler spricht im Gespräch mit der Kleinen Zeitung darüber, warum es mehr Mut, Wissen und einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft braucht