Zukunftsverantwortung

Wozu noch Zukunftsforschung, wenn die KI doch alles weiß?

Zukunftsforschung in einer Welt der Maschinenlogik

Ein kühler Morgen. Ein CEO sitzt im Konferenzraum. Vor ihm ein frisch generierter Bericht einer KI. Umfangreiche 35 Seiten Zukunftsszenarien. Klimadaten, Markttrends und demografische Entwicklungen. Alles berechnet, perfekt visualisiert und aufbereitet. „Beeindruckend“ sagt er. Und dann, fast beiläufig die Frage in die Runde: „Was machen wir jetzt damit“? Stille. Genau dieser Moment zeigt, worum es im Kern geht. Denn Zukunft ist keine Rechenaufgabe, sie ist eine Entscheidung.

Die große Illusion, wir können die Zukunft berechnen

Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz verführen uns Maschinen zur Vorstellung, Zukunft ließe sich aus der Vergangenheit durch Mustererkennung, Datenmodelle oder Wahrscheinlichkeiten ableiten. Aber je mehr wir uns auf solche Berechnung verlassen, desto mehr verharren wir in der Gegenwart. So, als wäre Zukunft nur Kulisse, Technologie, Markt oder Innovation. Etwas, das wir mit Daten befüllen, aber nicht mit Bedeutung. Wir haben die Zukunft funktionalisiert und zur Projektionsfläche gemacht. Zur Ware, zur Simulation, bis hin zum Risikofaktor. Doch in Wahrheit haben wir sie entkernt, entemotionalisiert, entpolitisiert und entmenschlicht. Zukunft wurde zu einer (Management)-Kennzahl reduziert. Aber in Wirklichkeit war und ist sie ein Möglichkeitsraum. Ein Raum der Haltung und Entfaltung und niemals ein Raum der nackten Effizienz.

Zukunftsforschung war nie dafür da, Zukunft vorherzusagen. Sie war immer ein kritisches Korrektiv. Ein „Ort“ des Infrage- stellens und der Versuch, das Undenkbare denkbar zu machen und gleichzeitig zu hinterfragen. Gerade in einer Welt, in der Maschinen das Denken zunehmend übernehmen, braucht es den Menschen mehr denn je. Menschen, die wieder zu Fragende, Entscheidende und Gestaltende werden.

KI kann keine Verantwortung übernehmen

In ihrem Buch „Atlas der KI“ schreibt Kate Crawford: «Intelligenz hat primär mit rationalem Handeln zu tun.» Nur das Wechselspiel zwischen Denken und Handeln verbunden mit vielen bewussten und unbewussten Prozessen ist das Merkmal von Intelligenz. KI ist unumstritten brillant in der Analyse. Nur kennt sie keine Ethik. Sie liefert keine Absicht und kein Wofür und kein Warum. Sie simuliert Optionen, trifft jedoch keine Entscheidung und übernimmt schon gar keine Verantwortung. Gerade deshalb braucht es Zukunftsforschung als kulturelle, ethische und strategische Instanz, wenn es um Zukunft geht.

Wir leben in einer Welt, in der wir dringend wieder Werte über Wahrscheinlichkeiten stellen müssen. Weil es unumgänglich ist, dass wir gerade jetzt langfristige Wirkungen vor immer noch schnellere und kurzfristigere Optimierung setzen müssen. Es ist wichtiger denn je, Menschen und Organisationen zu befähigen, in einer unsicheren, komplexen und instabilen Welt handlungsfähig zu bleiben. Wir haben gelernt, perfekt auf Zukunft zu reagieren. Jetzt aber gilt es, mit ihr zu interagieren. Und das ist etwas grundlegend Neues.

Orientierung statt Geschwindigkeit

Wir leben in einer Welt, die uns täglich mit neuen Bildern, Szenarien und Informationen überflutet. Zukunft wird dadurch nicht nur immer beliebiger, sondern gleichzeitig auch immer bedrohlicher. Doch wer heute nur noch auf Daten blickt, plant Zukunft mit dem Rückspiegel. Gerade in unruhigen Zeiten braucht es Orientierung, um durch Haltung, Sinn und Zukunftskompetenz wieder Richtung zu geben. Und genau das ist die Stärke zeitgemäßer Zukunftsforschung. Quasi die Zukunft der Zukunftsforschung. Sie eröffnet Perspektivwechsel, die nicht nur absichern, sondern eingefahrene Denkmuster irritieren, um sie als lebendiger Denk- und Handlungsraum bewusst und wirksam wieder zugänglich zu machen.

Zukunft ist gestaltbar oder gar nicht

Ein fataler Irrtum unserer Zeit ist der Glaube, dass Technologie selbst die Lösung ist. Aber Technologie ist niemals neutral. Sie ist immer Ausdruck von Werten, Weltbildern und Machtverhältnissen. Jede Innovation ist eine Entscheidung für bestimmte Zukünfte aber zugleich auch gegen andere. Deshalb ist auch Zukunft nicht neutral. Denn sie ist das Ergebnis unserer Entscheidungen oder unserer Untätigkeit. Überlassen wir sie den Maschinen, bekommen wir technologische Perfektion jedoch ohne moralischen Kompass. Wer sie neu denkt, als offenen Prozess zwischen Kultur, Gestaltung und Verantwortung, schafft Räume, in denen Zukunft wieder zu etwas wird, das uns gehört.

Zurück in den Konferenzraum. Die KI hat geliefert. Aber jetzt ist der Mensch dran, einen neuen Schritt in seinem Menschsein zu vollziehen. Nicht auf die Frage hin, was ein Algorithmus vorgibt, sondern was wir selbst mit uns und unserer Zukunft anstellen wollen.

© Klaus Kofler

 

 

Zukunftsblick

Wozu noch Zukunftsforschung?

Zukunft ist nicht neutral. Sie ist das Ergebnis unserer Entscheidungen oder unserer Untätigkeit. KI ist unumstritten brillant in der Analyse. Nur kennt sie keine Ethik. Sie liefert keine Absicht und kein Wofür und kein Warum.

Zukunftsdesign lernen – Hochschule Ravensburg-Weingarten startet Wahlfach

Zukunft kommt nicht einfach auf uns zu…wir gestalten sie. Unter diesem Leitgedanken bietet die Hochschule Ravensburg-Weingarten seit 2021 das innovatives Wahlfach Zukunftsdesign im Masterprogramm an. Begleitet von Experten wie Holger Bramsiepe und Zukunftsforscher Klaus Kofler lernen Studierende, wie Zukunft nicht als Prognose, sondern als bewusster Gestaltungsprozess verstanden werden kann.

Zukunft als Möglichkeitsraum

Die Gegenwart ist geprägt von Transformationen wie Klimawandel, digitale Disruption, gesellschaftliche Brüche. Klassische lineare Antworten greifen zu kurz und Zukunftsdesign setzt hier an und begreift Zukunft nicht als festen Zustand, sondern als einen offenen Möglichkeitsraum. Ziel ist es, neue Perspektiven zu entwickeln und Methoden kennenzulernen, die Orientierung in einer Welt schaffen, die immer schneller, komplexer und vernetzter wird.

Kompetenzen für eine neue Zeit

Das Wahlfach vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch konkrete Kompetenzen, den Umgang mit Unsicherheit, die Entwicklung von Zukunftsszenarien und die Fähigkeit, Chancen frühzeitig zu erkennen. Dabei geht es um mehr als bloße Ideen. Gefragt sind kluge und tragfähige Konzepte, die den Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Organisationen begleiten. Zukunftsdesign verbindet wissenschaftlich-rationale Ansätze mit kreativ-sozialem Denken, eine Haltung, die Klaus Kofler als „Ambidextrie des Zukunftsdenkens“ beschreibt.

Bildung als Schlüssel für Zukunftskompetenz

Ein besonderer Fokus liegt auf Bildung als kultureller Technik. Zukunftskompetenz bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, neue Fragen zu stellen und den Mut zu entwickeln, alte Muster zu verlassen. Mit realen und virtuellen Lernräumen, Experimenten und Projekten erleben Studierende, wie aus abstraktem Zukunftsdenken konkrete Handlungsmöglichkeiten werden.

Zukunftsdesign als Impuls für Unternehmen und Gesellschaft

Das erworbene Wissen geht weit über die Hochschule hinaus. Es hilft, in Unternehmen, Politik und Organisationen tragfähige Strategien zu entwickeln. Von Innovationsprozessen über nachhaltiges Wirtschaften bis hin zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen. Zukunftsdesign wird damit zu einer Ressource, die nicht nur den Einzelnen stärkt, sondern Zukunftsfähigkeit als kollektive Aufgabe begreift.

Damit wird das Wahlfach „Zukunftsdesign“ an der Hochschule Ravensburg-Weingarten zu einem praktischen Labor für die Zukunft und zu einem Beispiel dafür, wie Zukunftskompetenz, regeneratives Denken und Verantwortung schon heute in der Ausbildung verankert werden können.

zum Artikel

Zukunftsblick

Wahlfach Zukunftsdesign an der Hochschule Ravensburg/Weingarten – Zukunft gestalten lernen

Zukunft kommt nicht einfach auf uns zu…wir gestalten sie. Unter diesem Leitgedanken bietet die Hochschule Ravensburg-Weingarten seit 2021 das innovatives Wahlfach Zukunftsdesign im Masterprogramm an. Begleitet von Experten wie Holger Bramsiepe und Zukunftsforscher Klaus Kofler lernen Studierende, wie Zukunft nicht als Prognose, sondern als bewusster Gestaltungsprozess verstanden werden kann.

Future Talk „Zukunft Mensch“

Im Future Talk Format von Klaus Kofler war dieses Mal Prof. Dr. Dr. Martin Grassberger in der Stadtbibliothek Dornbirn zu Gast zum Thema „Zukunft Mensch“.

Dieser Future Talk bringt zwei Perspektiven zusammen, die auf den ersten Blick verschieden scheinen, sich jedoch in der Tiefe ergänzen, nämlich die Zukunftsforschung von Klaus Kofler und die biomedizinischen Betrachtungen von Martin Grassberger. Gemeinsam werfen sie einen kritischen Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft und diskutieren, welche Werkzeuge wir brauchen, um die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu meistern.

Zukunft Mensch, ein Dialog über Verantwortung und Gestaltungskraft

Im Zentrum steht die Frage: Wie wollen wir als Menschen in Zukunft leben und was müssen wir heute tun, um diese Zukunft zu gestalten? Dabei geht es nicht um starre Prognosen oder lineare Verlängerungen der Gegenwart, sondern um die Haltung, Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen und aktiv neue Möglichkeiten zu schaffen.

Klaus Kofler betont, dass Zukunft kein Algorithmus ist, sondern ein Resonanzraum, in dem wir uns als Gesellschaft immer wieder neu erfinden müssen. Martin Grassberger ergänzt diesen Ansatz mit Blick auf ökologische und medizinische Zusammenhänge, Gesundheit, Umwelt und soziales Miteinander bilden ein untrennbares Geflecht, das unsere Zukunftsfähigkeit bestimmt.

Perspektiven auf Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit im Future Talk mit Klaus Kofler und Martin Grassberger

Der Talk macht deutlich, wir leben in einer Zeit multipler Krisen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, gesellschaftliche Spaltungen. Doch anstatt uns von diesen Problemen lähmen zu lassen, gilt es, sie als Ausgangspunkt für kreative Lösungen zu sehen. Zukunftskompetenz bedeutet, alte Muster zu hinterfragen, eingefahrene Strukturen zu verlassen und mutig neue Wege einzuschlagen. Besonders betont wird die Rolle der Resilienz. Sie entsteht nicht von heute auf morgen, sondern durch einen bewussten Prozess des Umlernens, Loslassens und Neu-Gestaltens. Resilienz ist dabei nicht bloß ein Schlagwort, sondern die Grundlage für ein regeneratives Zukunftsdesign, das sich am Gesamtorganismus Gesellschaft orientiert.

Zukunftskompetenz und Resilienz als Schlüssel für eine lebenswerte Zukunft

Der Future Talk „Zukunft Mensch“ zeigt, wie entscheidend Kommunikation, Empathie und eine neue Haltung zum Leben selbst sind. Nur wenn wir bereit sind, sowohl rational als auch emotional, sowohl individuell als auch kollektiv zu denken, kann Zukunft als Raum der Chancen entstehen. Zukunft heißt, aktiv zu handeln, bevor wir gezwungen werden zu reagieren. So wird „Zukunft Mensch“ zu einer Einladung, nicht auf bessere Zeiten zu warten, sondern sie selbst möglich zu machen, mit Mut, Verantwortung und einer klaren Haltung.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, den Menschen nicht länger als Störfaktor, sondern als Teil der Lösung zu begreifen und die Natur nicht als Ressource, sondern als Lehrmeisterin. Denn Zukunft beginnt dort, wo wir wieder lernen, lebendig zu denken.

Danke an Martin Grassberger für seine inspirierende Präsenz. Danke an alle Teilnehmer für das große Interesse, das volle Haus und die vielen anregenden Gespräche.

Den gesamten Talk gibt es hier zum Nachhören.

 

Future Talk „Zukunft Mensch“

Zukunftsblick

Future Talk „Zukunft Mensch“ mit Prof. Dr. Dr. Martin Grassberger

Im Future Talk Format von Klaus Kofler war dieses Mal Prof. Dr. Dr. Martin Grassberger zu Gast zum Thema „Zukunft Mensch“.
Dieser Future Talk bringt zwei Perspektiven zusammen, die auf den ersten Blick verschieden scheinen, sich jedoch in der Tiefe ergänzen, nämlich die Zukunftsforschung von Klaus Kofler und die biomedizinischen Betrachtungen von Martin Grassberger. Gemeinsam werfen sie einen kritischen Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft und diskutieren, welche Werkzeuge wir brauchen, um die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu meistern.

Zukunftsmut statt Zukunftsangst

Zukunft ist kein Schicksal, sondern eine Frage der Haltung. Im Interview mit der Kleinen Zeitung macht Zukunftsforscher Klaus Kofler deutlich, dass wir weniger Prognosen brauchen, sondern mehr Mut, Verantwortung zu übernehmen. In Zeiten, in denen Klimakrise, technologische Umbrüche und gesellschaftliche Spannungen Ängste verstärken, ruft er zu einem Perspektivwechsel auf. Zukunftsbewusstsein bedeutet nicht, auf sichere Antworten zu warten, sondern Unsicherheit als Gestaltungsraum zu begreifen.

Zukunftsbewusstsein statt lähmender Angst

Der österreichische Zukunftsforscher Kofler betont, dass Zukunft nicht berechenbar ist. Sie entsteht dort, wo Menschen Entscheidungen treffen und neue Wege wagen. Angst lähmt, Mut eröffnet Möglichkeiten. Zukunftsmut bedeutet, die Ungewissheit nicht als Bedrohung, sondern als Einladung zum Handeln zu verstehen. Damit unterscheidet sich Koflers Ansatz klar von klassischen Zukunftsprognosen. Nicht das „Was wird kommen?“ ist entscheidend, sondern das „Wofür wollen wir handeln?“

Zukunft als kulturelle Aufgabe

Ein Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf der Rolle von Bildung und Kultur. Zukunftskompetenz entsteht nicht allein durch technisches Wissen, sondern durch die Fähigkeit, Zusammenhänge zu deuten, Verantwortung zu teilen und neue Narrative zu entwickeln. „Wir brauchen neue Sinngeschichten“, so Klaus Kofler, „die uns Orientierung geben und unsere Handlungsfähigkeit stärken.“ Zukunft wird damit zu einer kulturellen Aufgabe, die uns alle betrifft, von Politik über Wirtschaft bis in den Alltag jedes Einzelnen.

Von Resilienz zu regenerativem Zukunftsdesign

Besonders hervor hebt Kofler die Bedeutung von Resilienz. Sie ist nicht bloß die Fähigkeit, Krisen zu überstehen, sondern die Basis für ein regeneratives Zukunftsdesign, das Neues möglich macht. Zukunftsmut heißt, vertraute Denkmuster zu verlassen und Räume zu schaffen, in denen Kooperation, Innovation und Verantwortung wachsen können. Klaus Kofler richtet einen klaren Appell an Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, dass Zukunft nicht durch Abwarten, sondern durch mutiges Handeln entsteht. Zukunftsmut ist kein Luxus, sondern die Voraussetzung dafür, dass wir den Krisen unserer Zeit mit Kreativität und Entschlossenheit begegnen können.

📖 „Zum Artikel der Kleinen Zeitung“

Zukunftsblick

Interview Kleine Zeitung – Wir brauchen mehr Zukunftsmut

Zukunftsmut ist kein Luxus, sondern die Voraussetzung dafür, dass wir den Krisen unserer Zeit mit Kreativität und Entschlossenheit begegnen können. Klaus Kofler richtet im Interview mit der Kleinen Zeitung einen klaren Appell an Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, dass Zukunft nicht durch Abwarten, sondern durch mutiges Handeln entsteht.

Veränderung

Wenn man nun wirklich das große Ganze betrachtet, kann man sagen: Es wird eine gewisse Entwicklung der Akzeptanz geben. Das klingt jetzt vielleicht banal, aber derzeit leben wir in einer Art Verlustdenken, dass es die Welt so, wie wir sie kennen, nicht mehr geben wird. Wir befinden uns auf der Schwelle zu einer neuen Ära und viele Menschen hoffen noch darauf, dass die Welt so bleibt, wie wir sie kennen. Diese Menschen werden akzeptieren müssen, dass sich die Welt grundlegend verändert.

Link zum Artikel

Zukunftsblick

Interview Kneipp – Es wird ein Jahr der Akzeptanz

Wir befinden uns auf der Schwelle zu einer neuen Ära und viele Menschen hoffen noch darauf, dass die Welt so bleibt, wie wir sie kennen. Diese Menschen werden akzeptieren müssen, dass sich die Welt grundlegend verändert…

Der Weg des Fortschritts

Als vor gut einem Jahrhundert große Veränderungen auf unserem Planeten ihren Lauf nahmen, war das auch zugleich die Zeit, als Organisationen wie die Caritas zu ihren „Zukunftsreisen“ aufbrachen. Es war eine Epoche in der Geschichte der Menschheit, die die Menschen voller Erwartungen und faszinierendem Staunen, aber auch mit großen Unsicherheiten, Ängsten und Sorgen in die Zukunft blicken ließ. Denn trotz pfeifendem Dampf, dreckiger Kohle, aufstrebender Fabrikhallen und aufkommender Euphorie eines beginnenden Industriezeitalters spürten die Menschen auch, wie instabil und zerrissen sich die Welt um sie herum entwickelte. Was folgte, waren harte Jahre des Verzichtes, Ungewissheit und der Sinnlosigkeit von Kriegen. Aber waren es nicht schon immer die düsteren Zeiten, die die Menschheit dazu motivierte, dieser Welt ein neues „Gesicht“ zu verleihen? Menschen, die durch Engagement, Solidarität und Nächstenliebe wieder Licht ins Dunkel zauberten. Nein, nicht durch die großen sichtbaren Dinge, sondern durch die sozialen Veränderungen, die den Menschen wieder Mut machten.

Was bedeutet ein gutes Leben für alle?

Irgendwann war der Weg des Fortschritts geebnet. Ein Rausch der Veränderung fegte über die Welt und Technologie mutierte zu einer Art Glaubensgrundsatz für Fortschritt. Elektrizität und Telekommunikation wie Radio und Fernseher begannen, die Welt zu verbinden. Der Traum vom Fliegen eröffnete neue Horizonte und Ziele. Ernteerträge wuchsen in den Himmel und das Modell Demokratie fand immer mehr Verbündete. Es war eine Zeit des Aufbruchs, eine Ära, in der Maschinen zum Wachstums- und Wohlstandstreiber der Menschheit wurden. Aber gleichzeitig spürte man erste Sorge, dass all diese technologischen Innovationen und Entwicklungen nicht ohne soziale, ökonomische und ökologische Verluste einhergehen würden…

Link zum gesamten Artikel der Caritas Steiermark

Zukunftsblick

Artikel Caritas Steiermark – Ein gutes Leben für alle…

In den letzten 100 Jahren hat sich die Welt stark weiterentwickelt, die Nöte und Sorgen der Menschen sind andere geworden. Eines aber ist stets gleich geblieben: Unser Glaube an ein gerechtes, vorurteilfreies und friedvolles Miteinander. Ein Ausblick auf die…

Die Generation Z sieht nicht ohne Sorgenfalten in die Zukunft

Die Generation Z ist mit einem mulmigen Gefühl ins Leben gestartet, vielfach geprägt durch Klimakrise, geopolitische Spannungen und gesellschaftliche Unruhen. Im Artikel „Generation Z(ukunftsangst)“ der Wiener Zeitung beschreibt die Studentin Theresa beispielhaft ihr Empfinden. Sicherheit findet sie zunehmend brüchig, die Zukunft wirkt diffus, oft genug aus Angst. Das Bild einer stolpernden Generation entsteht, die zwar hoffnungsvoll, aber zugleich betroffen auf die Herausforderung Zukunft blickt.

Im Interview mit der Wiener Zeitung spricht Zukunftsforscher Klaus Kofler über ein Thema, das besonders die junge Generation beschäftigt, die wachsende Angst vor der Zukunft. Die Generation Z, aufgewachsen in einer Zeit multipler Krisen, erlebt Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und die Sorge, dass es ihr schlechter gehen könnte als den Generationen davor. Kofler macht deutlich, dass diese Ängste ernst zu nehmen sind, sie dürfen jedoch nicht zum Stillstand führen, sondern müssen Ausgangspunkt für neue Handlungsräume werden.

Bildung, Kommunikation und neue Perspektiven für junge Menschen

Für die Generation Z bedeutet das weniger Fokus auf Angst und Ohnmacht, und mehr Mut zur Mitgestaltung. Angst sei ein Warnsignal, sagt Klaus Kofler, aber kein konstruktiver Motor. Besonders betont er die Rolle von Bildung und Kommunikation. Junge Menschen müssten lernen, mit Unsicherheiten umzugehen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und eigene Zukunftsbilder zu entwickeln. Hier sieht Kofler die große Aufgabe der Gesellschaft, Räume zu schaffen, in denen Hoffnung, Kreativität und Vertrauen wachsen können. Nur so könne Zukunft als Chance und nicht als Bedrohung erlebt werden.

Im Interview wird deutlich, dass die Frage nach der Zukunft eng mit unserem Menschenbild verknüpft ist. Klaus Kofler plädiert für ein Denken, das den Menschen nicht länger als Störfaktor, sondern als Teil der Lösung begreift. Resilienz, Empathie und ein regeneratives Zukunftsdesign sind für ihn entscheidend, um mit Unsicherheiten produktiv umzugehen.

Der Artikel mahnt dazu, dringend Jugendanliegen sichtbar zu machen, z. B. durch politische Teilhabe, Stimme im System, sicht- und fühlbares Mitgestalten. Nur so entsteht wieder Vertrauen, Mut und Hoffnung auf eine gestaltbare Zukunft.

zum Artikel der Wiener Zeitung

Zukunftsblick

Artikel Wiener Zeitung – Generation Z und die Angst vor der Zukunft

Im Interview mit der Wiener Zeitung spricht Zukunftsforscher Klaus Kofler über die wachsende Zukunftsangst der Generation Z. Studien zeigen, dass viele davon ausgehen, es werde ihnen schlechter gehen als ihren Eltern. Kofler betont im Gespräch, dass Angst allein kein Handlungsmotor ist. Zukunft entstehe nicht durch Prognosen, sondern durch Haltung, Mitgestaltung und kollektive Verantwortung…

Nach den Terroranschlägen 2001 in New York und den daraus resultierenden Konsumeinbrüchen forderte George W. Bush die Amerikaner auf, einfach mehr einzukaufen. Ob das nun verantwortungsvoll oder verantwortungslos war, kann jeder für sich selbst entscheiden. Letztlich ist es auch egal. Denn schließlich sind wir ja alle Experten, wenn es darum geht, mit moralischen Plattitüden zukünftige Verantwortlichkeiten als gut oder schlecht, richtig oder falsch abzunicken. Hauptsache wir entscheiden uns. Allerdings stellt sich die Frage: Ist unsere Sicht auf Zukunftsverantwortung nicht eher ein Spiegelbild unserer Entscheidungen im Sinne des Eigennutzes?

Auslaufmodelle vs. neue Realität

Der Philosoph Richard Rorty sagt, dass die Vernunft nur Pfaden folgen kann, die die Vorstellungskraft zuerst erschlossen hat. Diese Bilder der Vorstellung werden gefüttert von einer gigantischen Industrie, großen Versprechen und dem unendlichen Hunger nach „größer, weiter und schneller“. Die Fantasie, sich etwas anderes vorstellen zu können, scheitert leider am Verstand. Deshalb beschränken sich unsere Nachhaltigkeitsdiskussionen viel lieber darauf, Konsum nur zu reduzieren, anstatt unseren Lebensstil grundlegend in Frage zu stellen. Auch wenn sich beide Betrachtungen vielleicht verantwortlich anhören, unterscheiden sie sich im Kern dennoch gravierend. Ich glaube nämlich nicht, dass moralische Verantwortungsbekundungen überhaupt noch zeitgemäß sind. Ebenso wenig wie unsere Bilder von Freiheit und Wohlstand oder unsere Erwartungen an ein stabiles und planbares Leben. Es sind alles Auslaufmodelle, weil diese alten Moralvorstellungen mit der Realität einer neuen Welt nicht mehr kompatibel sind. Aber noch immer ziehen es große Teile unserer Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor, an diesen Bildern festzuhalten. Allein der Blick einer auf den Augenblick ausgerichteten Konsumwelt zeigt doch den Widerspruch in sich, wie unehrlich mit Verantwortung eigentlich umgegangen wird.

Traum vom Perspektivenwechsel

Umgekehrt ist es legitim, die Frage in den Raum zu stellen, inwieweit wir in einer Welt voller Echtzeittechnologien, permanenter Social-Media Beschallung und immer noch kürzeren Konsumkreisläufen Zukunftsverantwortung nicht eher als Sinnlosigkeit wahrnehmen? Entscheidungen orientieren sich an Bedürfnissen und die sind nun mal in einer kurzlebigen Welt nicht auf Langfristigkeit ausgelegt. Wir alle wurden mehr oder weniger nach zutiefst nicht-nachhaltigen Grundsätzen und Ansätzen erzogen, ausgebildet, verführt und in unseren Denkhaltungen geprägt. Die Tatsache, dass „ehrliche“ Produkte fast immer teurer als asiatischer Billigschrott sind, zeigt uns wie nachhaltig wir wirklich handeln. Und, dass sich das „Weltverbessern“ nur Menschen leisten können, denen es auch gut geht. Sorry, den anderen bleibt der Weg leider verwehrt.

Brechen wirtschaftlich schlechtere Zeiten an, greifen selbst die „Guten“ erfahrungsgemäß auf das „weniger Gute“ zurück. Dann wird die Wahrnehmung ganz einfach wieder den eigenen Überzeugungen angepasst – und gut ist. Das ewige Wechselspiel zwischen Erhalten und Verwalten unter dem Deckmäntelchen der Verantwortung nimmt somit seinen Lauf.

Genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn, warum sollten wir für etwas Verantwortung übernehmen, wenn wir genau genommen alle davon abgehalten werden? Sollte nicht schon längst die Wirtschaft dem Menschen dienlich sein und nicht umgekehrt? Allein dieser Perspektivenwechsel würde mit einem Schlag alles verändern: Wie wir leben, konsumieren, arbeiten, aber auch wie sich Fortschritt und Bildung neu definieren könnten. Man darf ja mal träumen.

Echte Zukunftsverantwortung

Vielleicht erkennen wir an der Stelle, dass wir ein Verantwortungsproblem haben. Doch ist nicht gerade diese Erkenntnis das Beste, was uns passieren kann? Probleme beschreiben schließlich immer gesellschaftliche, technische oder wirtschaftliche Widersprüche in sich, die es zu lösen gilt. Ein erster Lösungsansatz könnte darin liegen, damit aufzuhören Verantwortung als moralische Instanz zu betrachten und sie als eine Art Gesamtorganismus verstehen zu lernen. Echte Zukunftsverantwortung bedeutet nämlich nicht, zwischen verantwortungsvoll oder verantwortungslos zu entscheiden, sondern einer grundlegend neuen Wirklichkeit in die Augen zu blicken.
Wir haben die Menschheit in nur zwei Generationen an den Rand eines Kollapses manövriert. Wir sollten endlich aufhören mit diesem Verantwortungsgetöse, dass wir das alles wieder irgendwie hinbiegen können. Dinge verändern sich nicht, wenn nicht wir alle die Gesamtverantwortung dafür übernehmen. Die Frage ist nicht, wieviel Zukunft wir uns wünschen, sondern wieviel Realität wir überhaupt noch ertragen wollen. Dafür bräuchte es vielleicht eine Revolution der Immaterialität im Sinne unserer Werte wie Freiheit, Toleranz, Respekt und Demokratie, die uns hilft, Verantwortung neu zu definieren und unsere destruktiven Gangarten zu korrigieren. Denn was passiert, wenn uns der Verstand hinsichtlich unseres Verantwortungsbewusstseins ganz abhandenkommt? Wem überlassen wir dann die Entscheidungen im Hinblick auf unserer Zukunft?

Wir wissen es

Spätestens jetzt wissen wir es. WIR müssen die Verantwortung für unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen, darf kein Lippenbekenntnis mehr sein. Wie sagte es der US-amerikanisch-kanadischer Experimentalpsychologe Steven Pinker: „Rationalität erwächst aus einer Gemeinschaft denkender Menschen, die einander ihre Irrtümer aufzeigen.“ Lasst uns endlich unsere Irrtümer korrigieren und verantwortungsbewusst die Zukunft gestalten.

Zukunftsblick

Die Moral der Zukunftsverantwortung

Wir haben ein Problem – und wir wissen es. Und genau das ist das Beste, was uns passieren kann. Denn jetzt können wir endlich den so bitter nötigen Perspektivenwechsel vor- und Zukunftsverantwortung übernehmen. Man darf ja mal träumen…

Stadt Land Kultur – Urbane Visionen in Zeiten des Umbruchs

Im Future Talk „Stadt Land Kultur – Urbane Visionen in Zeiten des Umbruchs“ diskutierte Zukunftsforscher Klaus Kofler mit Dr. Verena Konrad, Direktorin des vai Vorarlberger Architektur Institut, in der Stadtbibliothek Dornbirn über die Rolle von Städten und Regionen in Zeiten großer Veränderungen. Sie fragen, wie Kultur öffentliche Räume mit Leben füllen und neue Entwicklungs-möglichkeiten schaffen kann. Die Diskussion zeigt, dass Vielfalt die DNA unserer Städte ist und Kultur der Schlüssel für ein respektvolles Miteinander.

HERAUSFORDERUNG

Unsere Städte und ländlichen Räume stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Krisen fordern uns heraus und brauchen mutige urbane Visionen! Die DNA unserer Stadt- und Dorfräume ist Diversität. Aber wie nutzen wir öffentliche Räume, um eine Zukunft zu schaffen, die Vielfalt lebt und Menschen neue Entwicklungsmöglichkeiten bietet?

ANTWORTEN

Die Antwort liegt in der Kultur. Sie ist der Schlüssel, der Räume mit Leben füllt, Beziehungen und Gemeinschaften formt und das Fundament für ein respektvolles Miteinander legt.

ZUKUNFT

Stillstand ist keine Option – wenn wir unsere Zukunft gestalten wollen, gilt es heute dafür Verantwortung zu  übernehmen. Unsere Städte und Regionen sind tatsächlich das Fundament für ein neues, lebendiges Miteinander. Die Wahl liegt bei uns –  Wandel oder Rückschritt? Kultur ist das, was wir Menschen daraus machen.

https://open.spotify.com/episode/1dPDZOUNOkc9mp1aElf2ua

 

 

Zukunftsblick

Future Talk „Stadt Land Kultur“ mit Dr. Verena Konrad

Im Future Talk „Stadt Land Kultur – Urbane Visionen in Zeiten des Umbruchs“ diskutierte Zukunftsforscher Klaus Kofler mit Dr. Verena Konrad, Direktorin des vai Vorarlberger Architektur Institut, über die Rolle von Städten und Regionen in Zeiten großer Veränderungen. Sie fragen, wie Kultur öffentliche Räume mit Leben füllen und neue Entwicklungsmöglichkeiten schaffen kann. Die Diskussion zeigt, dass Vielfalt die DNA unserer Städte ist und Kultur der Schlüssel für ein respektvolles Miteinander.

Betrachtungsweisen von Zukunft

Jeder, der sich intensiver mit der Zukunft auseinandersetzt, begibt sich fast automatisch auf interdisziplinäres Terrain. Was auch nicht sonderlich verwunderlich ist, weil die Zukunft an sich niemals nur eine ganz bestimmte und damit einzelne Perspektive aufzeigt oder widerspiegelt. Bezogen auf die Erforschung der Zukunft bedeutet das demnach nicht mit nur einer Ausformung von Zukunft, sondern man muss sich parallel immer mit mehreren und unterschiedlichen Betrachtungsweisen auseinandersetzen.

Wenn also ein Zukunftsforscher von der Zukunft spricht, dann handelt es sich dabei sowohl um eine mögliche, wahrscheinliche als auch einer gewünschten Betrachtung von „Zukünften“. Was dabei immer noch hinzukommen muss, ist die Einbeziehung der Vergangenheit und der Gegenwart. Und gleichzeitig zeichnet aber jeden glaubwürdigen Zukunftsforscher auch Nicht-Wissen aus. Das heißt trotz aller unterschiedlichen Betrachtungsweisen von zukünftigen Szenarien lässt sich das Zukünftige prinzipiell niemals vollständig bestimmen und schon gar nicht punktgenau vorhersagen.

Zukunftsszenarien

Die Kunst unterschiedlichen Zukunftsszenarien zu entwickeln, basiert niemals auf der Inanspruchnahme einzelner wissenschaftlicher Disziplinen. Denn die der Moderne zugrundeliegende Komplexität und ihre Abhängigkeit zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Feldern sind für mögliche Szenarien von grundlegender Bedeutung. Die Zukunftsforschung arbeitet deshalb ausschließlich inter- und multidisziplinär. Sie bezieht sich dabei auf Erkenntnisse und Wissensstände unterschiedlicher Fachrichtungen und Praxisbereiche einzelner Forschungsgebiete. Die aus einer Zukunfts(er)forschung abgeleiteten Ergebnisse dienen in erster Linie unserer Gesellschaft und Wirtschaft, aber gleichzeitig dienen sie auch der Politik als wichtige Orientierungshilfen und auch als mögliche Handlungsempfehlungen.

Obwohl sich die Zukunftsforschung mittlerweile in Ländern wie USA zum festen Bestandteil der Wissenschaft etabliert hat, herrscht in Deutschland immer noch ein eher zwiespältiges Verhältnis zu dieser Wissenschaft. Während sich andernorts vergleichsweise viele Wissenschaftler um die Zukunft Gedanken machen, kann man in Deutschland den Eindruck gewinnen, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit mehr Gewicht hat.. Der Umstand, dass es mehr als 3000 wissenschaftliche Einrichtungen gibt, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, belegt dies sehr eindrucksvoll. Demgegenüber stehen in Deutschland gerade einmal magere acht bis zehn Institute, die sich wissenschaftlich mit der Zukunft beschäftigen.

Diese unterschiedliche Gewichtung beruht meines Erachtens auf mehreren grundlegenden Missständen, auf die ich im Folgenden etwas genauer eingehen werde. Betrachtet man den Wissenschaftsbetrieb in Deutschland, so lässt sich leicht erkennen, dass es inzwischen eine Vielzahl von „Wissenschaftsdomänen“ gibt, die sich jeweils untereinander klar abzugrenzen versuchen, manchmal mit erheblichem Aufwand. Und in dem Maße wie sie sich mühen sich abzugrenzen, existiert auch eine disziplinäre Trennung auf ihren unterschiedlichen Arbeitsgebieten. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, dass sich diese einzelnen Wissenschaften nicht auch mit zukünftigen Entwicklungen auseinander setzen. Was allerdings fehlt, ist eine Art Schnittstelle im Sinne einer Art wissenschaftlicherer Verbindungsdisziplin.

Wenn man sich tiefgreifendere Gedanken über die Zukunft als Ganzes macht, dann ist eine solche Gesamtbetrachtung praktisch unumgänglich. Denn wenn wir beispielsweise über sich verändernde Arbeitsmodelle der Zukunft sprechen, kann dies nur über die Einzelbetrachtung unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen in einem Gesamtkontext visualisiert und veranschaulicht werden. Seien es dabei demografische, unterschiedlich wirtschaftliche aber auch soziologische oder politische Aspekte, um nur einige aufzuzeigen. Die Zusammenführung der dafür zugrundeliegenden einzelnen Informationen zu einem gesamthaften Zukunftsbild ist für mögliche Handlungsstrategien ein unabdingbares Muss.

Damit sind wir auch schon beim nächsten Problem. Eines, das bereits sehr früh in unsere geistige Entwicklung injiziert wird. Es handelt sich dabei um ein grundsätzliches Problem in unserem Bildungssystem. Die dabei größtenteils angewendeten disziplinären Ansätze sorgen bereits in einem sehr frühen Stadium dafür, uns glauben zu lassen, dass disziplinäres Fachwissen mit Bildung gleichzusetzen ist. Wir vermitteln dabei an unseren Bildungsstätten Wissen, das meist vorherrschende Meinungen und deren „aktuellen Wahrheiten“ widerspiegelt. Frei nach dem Motto „halte dich an das, was ich Dir sage, und alles wird gut“. Die Frage des Ursprungs nach solchen vorherrschenden Meinungen und aktuellen Wahrheiten bleibt dabei aber meist unbegründet.

Die größte, weil folgenschwere Problematik ist dabei jedoch, dass wir unserer zukünftigen Generation zum einem die Neugierde entziehen und zum anderen die Fähigkeit zum vernetzten Denken aberziehen. Kindliche Neugier und die Fähigkeit zu vernetzen sind die beiden wesentlichen Elemente, wenn es darum geht, sowohl soziale als auch kulturelle Kompetenz zu entwickeln, wie die moderen Hirnforschung eindrucksvoll belegt. Das gegenwärtige Bildungssystem leitet unsere Kinder förmlich auf Autobahnen mit äußerst engen Leitplanken. Wir erziehen unseren Nachwuchs förmlich dazu, ihre Problemstellungen entweder mit althergebrachtem Wissen zu lösen oder aber diese eben einfach ignorieren. Zukunft über solche Ansätze zu gestalten, wird zukünftig aber immer öfters ein gefährliches Unterfangen darstellen. Denn heute haben wir es, bezogen auf unsere Vergangenheit, mit ganz anderen Verschiebungen und Herausforderungen zu tun.

Zukünftig wird es nicht mehr nur darum gehen, ein Problem mit alten Erfahrungen aus einem Bereich zu lösen, sondern einer immer höher werdenden Komplexität gilt es multidisziplinär, offen und damit auch kreativ entgegenzutreten. Wir müssen begreifen, dass wir Lösungen für Probleme entwickeln müssen, deren Auswirkungen wir heute nicht vollständig absehen können, der Folgen wir bisweilen noch nicht einmal erahnen. Dabei ausschließlich auf altes Denken zurückzugreifen, wird uns nicht wirklich ans Ziel führen. Was wir brauchen ist vielmehr ein neues Denken, das sich auch in neuen Strukturen entwickeln und entfalten kann. Wenn wir wirklich durch unser Denken und Handeln diese Welt verändern wollen, dann sollten wir uns nach meiner Einschätzung anstelle des Paukens von Daten und Fakten, also fixierten Inhalten, mehr auf neue, vielleicht dynamischere und zeitgerechtere Rahmenbedingungen konzentrieren. Wir benötigen dringend Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, ein grundlegend neues Zukunftsverständnis zu entwickeln. Der entstandene Tunnelblick des Menschen ist hierfür nicht hilfreich, sondern Bildung muss Menschen wieder neugierig und offen für die Zukunft machen.

Warum ich das sage, hat einen ganz bestimmten Grund. Denn neugierige Menschen schalten ihr „Aktivitätsradar“ nicht nur an, sondern sie sind auch empfangsbereit für Neues, sie haben eine bessere Wahrnehmung. Das ist ganz wichtig, da durch diesen Mechanismus auch die notwendige Offenheit für etwas Neues entwickelt werden kann. Erst über diesen Schritt kann in der Folge dann so etwas wie eine andere Sichtweise erzeugt werden. Und nur neue Sichtweisen führen letztlich dazu, auch eine andere Haltung einzunehmen. Erst wenn dieser Weg individuell durchlaufen wird, kann schließlich am Ende etwas entstehen, das wir als Bewusstseinsveränderung bezeichnen könnten.

Zukunftsgestalter

Genaugenommen sind wir alle Zukunftsgestalter. Der eine mehr, der andere weniger. Denn sowohl der einzelne Zukunftsgestalter als auch der Zukunftsforscher orientiert sich an wichtigen Themen und Herausforderungen seiner persönlichen wie der gesellschaftlichen Zukunft. Um das aber erfolgreich bewerkstelligen zu können, sollten wir uns bewusst sein, dass wir mehrere Fronten Überdenken sollten. Eine davon wird sein, dass wir lernen sollten, uns mit mehreren Zusammenhängen sowie deren unterschiedlichen Wechselwirkungen auseinander zu setzen. Wir müssen aber ebenso erkennen, dass unsere Systeme auch weiterhin an Komplexität zunehmen werden. Diese Tatsache bedeutet allerdings, dass wir uns zunehmend mit der Funktionsweise von komplexen Systemen auseinandersetzen sollten; das sollte Bestandteil von Lernen sein. Die dafür notwendigen und wichtigen Antworten zu finden, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in den uns bekannten Bildungsräumen, geschweige denn mit den uns anerzogenen Denkmustern herbeiführen lassen.

Wir benötigen neue Prozesse des Verstehens, aber auch neue Herangehensweisen an Probleme. Dabei wird es aus meiner Sicht unumgänglich sein, unser Denken in fixierten Disziplinen kritisch zu hinterfragen. Jeder, der sich um den Zustand dieser Welt ernsthafte Gedanken macht, kann dabei recht schnell erkennen, wie wichtig es ist, Wechselbeziehungen zu verstehen. Nur dadurch wird es uns möglich, den Zustand eines Systems aus einer Art übergeordneten Perspektive zu erfassen. Klar, Übersicht alleine löst uns die Probleme noch nicht, aber wir können uns damit ein Gesamtbild verschaffen, dass uns vielleicht ein erstes Mal erahnen lässt, welche Möglichkeiten und Chancen in völlig neuen Konzepten und Modellen bereits vor uns liegen.

© Klaus Kofler

Zukunftsblick

Interdisziplinäre Zukunft

Zukunftsforschung verlangt interdisziplinäres Denken, schreibt Klaus Kofler im Beitrag „Interdisziplinäre Zukunft“. Zukunft ist niemals eindimensional. Sie umfasst mögliche, wahrscheinliche und gewünschte Bilder, die Vergangenheit und Gegenwart ebenso einschließen wie unsere Unsicherheiten. Kein Szenario lässt sich allein aus einer Disziplin heraus entwickeln; vielmehr braucht es gemeinsam vernetzte Erkenntnisse aus Wissenschaft, Praxis, Wirtschaft und Politik. Glaubwürdige Zukunftsbilder erkennen die Grenzen des Wissens an und öffnen Raum für vielfältige Perspektiven. Zukunft entsteht also nicht linear, sondern im Zusammenspiel vieler Fachrichtungen, Einsichten und Haltungen.

Zukunft Verbundenheit

Ein Essay von Zukunftsforscher Klaus Kofler über die Frage, wie wir Zukunft neu denken können. Nicht Prognosen, sondern Verbundenheit und Verantwortung entscheiden darüber, wie wir den Wandel gestalten. Der österreichische Zukunftsforscher zeigt, warum Festhalten am Alten uns bremst und warum Zukunftsdenken mehr sein muss als Risikoabwägung.

Zukunft entsteht dort, wo Neues und Bekanntes intelligent verbunden werden. Ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die Sinn und Verbundenheit ins Zentrum stellt.

Zum Artikel von Klaus Kofler

Zukunftsblick

Verbundenheit schafft Zukunft – Ein Essay von Klaus Kofler

Ein Essay von Zukunftsforscher Klaus Kofler über die Frage, wie wir Zukunft neu denken können.
Nicht Prognosen, sondern Verbundenheit und Verantwortung entscheiden darüber, wie wir den Wandel gestalten. Ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die Sinn und Verbundenheit ins Zentrum stellt.

Zukunft Wohnen

Wie soll unser Zuhause aussehen? Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Die Anforderungen an moderner Raumkonzepte sind im steten Wandel. Küche sowie Ess-, Wohn- und Arbeitsbereiche wachsen immer mehr zusammen….

Dynamischer Wohnraum

Link zum Film von Julius Blum GmbH

Zukunftsblick

Film Blum GmbH – Die perfekte Wand

Wie soll unser Zuhause aussehen? Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Die Anforderungen an moderner Raumkonzepte sind im steten Wandel. Küche sowie Ess-, Wohn- und Arbeitsbereiche wachsen immer mehr zusammen….

Zukunft mutig begegnen – Klaus Kofler im Kurier-Interview über Krisen als Chance

Im Kurier-Interview „Wir müssen der Zukunft mutiger begegnen“ stellt Zukunftsforscher Klaus Kofler die Herausforderung ins Zentrum, wie wir angesichts globaler Krisen unseren Blick für Chancen öffnen können. Er warnt davor, nach Corona von Krisenmüdigkeit gelähmt zu bleiben, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise und klimapolitische Krisen bleiben uns erhalten.

Warum wir weiterhin mit Konflikten rechnen müssen

Er betont, dass wir uns auf weitere Konflikte einstellen müssen, verursacht durch gesellschaftliches Aufbegehren, Ressourcenknappheit und die Machtfrage auf globalen Märkten, etwa bei der Lieferung von E-Autos. Fehlende Planbarkeit macht uns verletzlicher, gleichzeitig aber auch flexibler. Ein wichtiges Lernfeld sieht Kofler in der Politik. Vertrauen darf nicht durch Korruptionsskandale gefährdet werden, auch wenn solche Affären historisch wiederkehrend sind.

Statt auf sichere Antworten zu warten, müssen wir mutig handeln. Die Zukunft sei kein Faktor, sondern ein Möglichkeitsraum, der durch Haltung, Verantwortung und gemeinsames Handeln entsteht. Kofler fordert, die Zukunft proaktiv zu gestalten, in Wirtschaft, Politik und dem Umgang mit Krisen. Er mahnt zur Demokratiestärkung, Energieoffensive und nachhaltiger Umkehr, auch ohne einfache Rezepte. Entscheidend sei der Mut, neue Wege zu denken, nicht im Modus des Erhaltens zu verharren.

Das mutige Agora-Modell, bei dem sich Bürger*innen beteiligen und Verantwortung übernehmen, wäre letztlich zukunftsfähiger als technokratische Reaktionen. Für Kofler bedeutet nachhaltiger Wandel, in der Krise nicht aufzugeben, sondern Zukunft mitzugestalten indem wir den alten Denkrahmen sprengen und neue Perspektiven entwickeln.

Link zum Artikel im Kurier

Zukunftsblick

Interview Kurier – Wir sollten der Zukunft mutiger begegnen

Im Kurier-Interview unterstreicht Zukunftsforscher Klaus Kofler, dass wir der Zukunft mutiger begegnen müssen trotz Krisen wie Krieg, Energieproblematik oder Klimawandel. Für ihn sind diese Konflikte keine Untergänge, sondern Chancen für gesellschaftliche Orientierung. Vertrauen in Politik darf nicht durch Korruptionsskandale zerstört werden, stabile Institutionen sind essenziell. Mut macht Zukunft…und diesen gestalten wir selbst.

Zukunft neu denken – Essay von Klaus Kofler

In seinem im „Report“ erschienenen Essay beschreibt Zukunftsforscher Klaus Kofler, warum wir Zukunft nicht mehr als lineare Verlängerung der Gegenwart verstehen dürfen. Rückblickend sehen wir Fortschritt und Stabilität, doch beim Blick nach vorne dominieren Unsicherheit, Angst und Orientierungslosigkeit. Klaus Kofler zeigt auf, dass wir uns von alten Glaubenssätzen lösen müssen, um Zukunft als offenen Möglichkeitsraum zu begreifen.

Zukunftsempathie, Resilienz und Zukunftsoptimismus

Kofler plädiert für ein neues Menschenbild; Zukunftsgestaltung braucht Empathie, Verantwortung und die Fähigkeit, Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. Er spricht von Zukunftsempathie, die das Ganze anstatt nur persönliche Befindlichkeiten sieht, von Zukunftsresilienz, die uns anpassungsfähig macht, und von einem Zukunftsoptimismus, der uns neue Geschichten für das Morgen schreiben lässt. Krisen sind dabei kein Stillstand, sondern Katalysatoren für Transformation. Zukunft bedeutet, gemeinsam mit Mut, Verbundenheit und einem klaren Sinn für Verantwortung neue Wege zu gehen.

Zum Essay

Zukunftsblick

Essay von Klaus Kofler – Zukunft als Anlass

In seinem im „Report“ erschienenen Essay beschreibt Zukunftsforscher Klaus Kofler, warum wir Zukunft nicht mehr als lineare Verlängerung der Gegenwart verstehen dürfen. Rückblickend sehen wir Fortschritt und Stabilität, doch beim Blick nach vorne dominieren Unsicherheit, Angst und Orientierungslosigkeit. Klaus Kofler zeigt auf, dass wir uns von alten Glaubenssätzen lösen müssen, um Zukunft als offenen Möglichkeitsraum zu begreifen.

Zukunft Verbundenheit

Inmitten einer Zeit vieler Umbrüche und Unsicherheiten sehnen sich Menschen nach Perspektiven einer besseren Zukunft. Eine oft übersehene, jedoch entscheidende Ressource dabei waren immer schon zwischenmenschliche Beziehungen und Verbindungen. Nur sind denn die damit verbundenen Denk- und Sichtweisen für eine neue Welt überhaupt noch zeitgemäß?

HERAUSFORDERUNGEN

Paradoxerweise erleben wir gerade eine Art Beziehungslosigkeit. Einerseits wird diese Welt zunehmend vernetzter, während gleichzeitig echte zwischenmenschliche Bindungen und Beziehungen schwinden. Genau diese  Entfremdung ist eine große Herausforderung in einer unsicheren und komplexen Welt. Es ist von Bedeutung, die Balance zwischen der globalen Vernetzung, die uns voranbringt, und der intimen Verbundenheit, die uns in unsicheren Zeiten zusammenhält, neu zu definieren.

Im Future Talk „Zukunft Verbundenheit“ diskutierten Klaus Kofler mit Tiba und Michael Marchetti über die Bedeutung menschlicher Beziehungen im Zeitalter globaler Vernetzung. In Zeiten wachsender Unsicherheit werden persönliche Bindungen zur wichtigsten Ressource für gesellschaftliche Stabilität. Dennoch erleben wir eine paradoxe Beziehungslosigkeit, je vernetzter die Welt, desto weniger echte Nähe. Klaus Kofler und seine Gäste beleuchten, wie sich digitale Verbindung und menschliche Empathie neu austarieren lassen.

Zukunftsblick

Future Talk „Zukunft Verbundenheit“ mit Tiba & Michael Marchetti

Im Future Talk Format von Klaus Kofler zum Thema „Zukunft Verbundenheit“ diskutiert Klaus Kofler mit Tiba und Michael Marchetti über die Bedeutung menschlicher Beziehungen im Zeitalter globaler Vernetzung. In Zeiten wachsender Unsicherheit werden persönliche Bindungen zur wichtigsten Ressource für gesellschaftliche Stabilität. Dennoch erleben wir eine paradoxe Beziehungslosigkeit, je vernetzter die Welt, desto weniger echte Nähe. Klaus Kofler und seine Gäste beleuchten, wie sich digitale Verbindung und menschliche Empathie neu austarieren lassen.

Braucht die Zukunft Bräuche?

Im Gespräch mit Zukunftsforscher Klaus Kofler wird deutlich, dass Brauchtum und Tradition weit mehr sind als Relikte vergangener Zeiten. Sie bieten Halt, Orientierung und ein Gefühl von Zugehörigkeit besonders in unsicheren Phasen. Gleichzeitig warnt Kofler davor, in reiner Nostalgie zu verharren. Nur wenn Tradition und Moderne miteinander verbunden werden, kann eine lebenswerte Zukunft entstehen.

Kulturelles Erbe und Zukunftskompetenz verbinden

Er plädiert für ein neues Menschenbild, das kulturelles Erbe mit den Kompetenzen einer dynamischen Welt verbindet. So wird Tradition nicht zum Stillstand, sondern zur Grundlage für verantwortungsbewusstes Handeln und Zukunftsoptimismus.

Zum Artikel

Zukunftsblick

Artikel Brauchtum und Zukunft

Braucht die Zukunft Bräuche? Im Gespräch mit Zukunftsforscher Klaus Kofler wird deutlich, dass Brauchtum und Tradition weit mehr sind als Relikte vergangener Zeiten. Sie bieten Halt, Orientierung und ein Gefühl von Zugehörigkeit besonders in unsicheren Phasen.

Markenmacht und Moral: Zwischen Profit und Nachhaltigkeit

Im Future Talk Format von Klaus Kofler diskutierten dieses Mal Prof. Dr. phil. Ulrich Kern und Sergej Kreibich unter der Moderation von Klaus Kofler und Holger Bramsiepe zum Thema „Markenmacht und Moral“. Ein Thema, das die Gesellschaft im Ganzen und nicht nur Fachleute betrifft. So befanden die Veranstalter und luden in die Stadtbibliothek Dornbirn ein. Welche Zukunft haben Marken in unserer Gesellschaft? Es ging hoch her in der Diskussion.

Vom Traum zur Enttäuschung

Hat das Markenkonstrukt seine große Zeit hinter sich? Moderator Klaus Kofler beschrieb die Desillusionierung vieler Kunden. Die „Heldenreise“ der Markenkäufer endet häufig in jäher Enttäuschung. Verlockende Markenattribute werten zwar für einen kurzen Moment des Glücks ihr Ego auf, letztlich fallen ihnen aber die durch Marken verursachten Probleme auf die Füße – Müllberge, soziale Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung. Doch hält dies wirklich vom Markenkonsum ab? Co-Moderator Holger Bramsiepe fragte das Auditorium, wer sich als Markenkäufer outet. Ergebnis: fast alle. Dann die Frage, wer an die Ehrlichkeit von Marken glaubt. Ergebnis: fast keiner. Und schon drehte sich die Diskussion um das zentrale Problem. Ursprünglich als Garant für Qualität und Glaubwürdigkeit im Meer der Waren angetreten, dienen Marken immer häufiger nur als schöne Fassade, hinter der sich die eigentlichen Probleme unserer Zeit türmen.

Dem hielt Professor Ulrich Kern, Designforscher und Kreativitätsexperte, seine zentrale Forderung entgegen: Aufgabe von Marken sei es nicht, zu immer mehr Konsum zu verführen, sondern ihre Kunden durch den anstehenden Transformationsprozess zu führen. Nachhaltigkeit werde nicht am Regal im Supermarkt entschieden, sondern viel früher im Hochregallager der Hersteller. Sie müssten Farbe bekennen gegen eine egoistische Marktwirtschaft, die auf dem hedonistischen Verbraucher beruht und zusehends in einer verantwortungslosen Gesellschaft mündet. Dafür brauche es eine Rückbesinnung auf Vertrauen und Verantwortung als zentrale Pole eines zukunftsfähigen Markenkonstrukts, so Kern.

Ernüchterung allerorten?

Bei seinem Gesprächspartner, dem Strategie- und Kommunikationsexperten Sergej Kreibich, rannte Kern mit dieser Forderung offene Türen ein. Geboren in Nairobi und jahrzehntelang außerhalb Europas zuhause, weiß Kreibich nur zu gut, dass große Teile der Welt ganz andere Probleme als die Zukunft hochgezüchteter Marken haben. Um so mehr verwundert es ihn, dass die Kunden seiner Agentur eigentlich immer nur die Fortschreibung der Gegenwart ihrer Marken erwarten. Viele kleine Schritte, aber kein großer Sprung. Optimierung ja, aber keine Innovierung. Und das angesichts der großen Herausforderungen, die in Zukunft auf die Welt zukommen.

Und wie steht es mit dem Design?, fragte Moderator Kofler die beiden Industriedesigner in der Runde – Bramsiepe und Kern. Doch auch hier zeigt sich nach deren Einschätzung kein Wendepunkt. Bewahrung des Status Quo lautet die Devise, ob in der beruflichen Praxis oder an den Hochschulen. Kofler, selbst Zukunftsforscher und Mitgründer der Future Design Akademie, blieb hartnäckig: Wo werden eigentlich die Zukunftsdenker und -macher für morgen ausgebildet? Wo ist dieses Thema im Bildungssystem unserer Gesellschaft verankert? Leider sind dies Leerstellen, musste die Runde feststellen.

Und doch ein Hoffnungsschimmer?

Dem Abgesang auf Marken setzten aber Wortmeldungen aus dem Publikum entschieden Positives entgegen. Ihr seien die Auswirkungen in der Welt nicht egal, die ihr Kaufverhalten hervorruft, so eine junge Frau. Ein Beispiel für den generellen Trend, dass junge Menschen immer kritischer auf Nachhaltigkeit von Marken achten. Und ein Vertreter eines ortsansässigen Unternehmens für Sportkleidung legte dar, wie Nachhaltigkeit bei ihnen gelebt wird – bis hin zu einem Reparaturservice. Ein gutes Beispiel dafür, dass mittelständische Unternehmen in Familienhand oft nach einem klaren Wertesystem agieren, gerade auch im Sinne von regionaler Verantwortung, Kundennähe und Glaubwürdigkeit. Professor Kern hatte dagegen zuvor auf die enorme Marktmacht von Großkonzernen verwiesen, deren ökonomische Bedeutung oft über der ganzer Volkswirtschaften liegt. Auch die Rolle des Gesetzgebers im Umgang mit solchen globalen Schwergewichten wurde aus dem Publikum kritisch hinterfragt. Einig war man sich im Plenum, dass es keine klaren Rezepte gibt, um die Lücke zwischen Marken und Moral dauerhaft zu schließen. Gerade deshalb müssten die Dialoge zwischen Markenmachern, DesignerInnen und ihren Kunden, Wissenschaft, Bildung und Gesetzgeber intensiver denn je geführt werden. Und hierfür war die Veranstaltung in Dornbirn ein gelungenes Beispiel!

Autor: Petra Kern

www.kernkernkompetenzen.de

Zukunftsblick

Future Talk „Verantwortung Konsum“ mit Prof. Dr. Phil. Ulrich Kern

Im Future Talk Format von Klaus Kofler diskutierten Prof. Ulrich Kern, Sergej Kreibich sowie die Moderatoren Klaus Kofler und Holger Bramsiepe über Markenmacht und Moral. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob Marken in Zukunft nur noch schöne Fassaden sind oder echte Verantwortung übernehmen. Prof. Ulrich Kern betonte, dass Marken nicht länger zum reinen Konsum verführen dürfen, sondern Orientierung geben und Werte vermitteln müssen. Strategieexperte Sergej Kreibich bestätigte, dass viele Unternehmen im Status Quo verharren, statt mutig neue Wege zu gehen. Im Publikum zeigte sich, dass gerade junge Menschen kritisch nachfragen und Marken nachhaltiger, transparenter und verantwortungsvoller handeln müssen.

Craig Foster war mit seinem Bruder viele Jahre als Dokumentarfilmer in der Wildnis Afrikas unterwegs. 2010 schlitterte er ins Burn-out, verlor die Lust am Filmen, zog sich zurück und fand beim Freitauchen wieder den Weg ins Leben. Während seiner täglichen Tauchgänge im Algenwald von False Bay vor Kapstadt begegnete er einem Oktopus-Weibchen – und war vom ersten Moment an regelrecht entflammt. Über ein Jahr lang tauchte Foster hinab in die küstennahen Tiefen, gewann einerseits das Vertrauen des Oktopusses, andererseits aber auch Einblicke in den nicht immer einfachen Alltag dieses erstaunlichen Tarnungskünstlers. Foster setzte sich immer intensiver mit dem „Chamäleon der Unterwasserwelt“ auseinander, spürte die Angst, wenn sich ein Hai näherte, den Schmerz, wenn Letzterer dem Kraken im Gefecht einen Arm abriss, und die fast kindliche Freude, wenn sein Octopus Teacher mit anderen Meeresbewohnern oder mit Foster selbst spielte. Am Ende jedoch muss er sich von seiner Freundin verabschieden – schlichtweg, weil es die Natur so vorgesehen hat.

Ein Taucher und sein Lehrer

In diesem Jahr hat Craig Foster auch sich selbst (wieder) gefunden. Für manch einen Grund zur Kritik an dem vielfach ausgezeichneten und hochgelobten Film. So bezeichnete etwa Bernd Graff in der Süddeutschen Zeitung den Film als „Bankrotterklärung für Tierdokumentation in Zeiten des realen Klimawandels“, denn es gehe „nicht um den Achtarmer, sondern um den armen Taucher“. Es mag sein, dass „My Octopus Teacher“ kein reiner Tierfilm ist.
Doch vielleicht hatten Foster und seine Filmemacher-Kollegen Pippa Ehrlich und James Reed das gar nicht im Sinn? Was, wenn es eben genau darum ging, aufzuzeigen, dass wir es nicht mit getrennten Welten zu tun haben? Was, wenn sie verdeutlichen wollten, dass wir tatsächlich Teil der Erde und nicht nur Besucher sind, auch wenn wir lediglich für eine bestimmte Zeit hier sind? Dann nämlich muss jedem klar werden, dass es an uns liegt, Verantwortung zu übernehmen – für uns und die nachfolgenden Generationen. Für die Welt vor unserer Haustür genauso wie für jene am anderen Ende des Globus. Für die Natur am Land und im Wasser, für andere Menschen ebenso wie für Flora und Fauna.

 

 

Craig Foster hat nicht nur für sich einen neuen Weg gefunden, sondern vor allem auch Verantwortung übernommen und 2012 das Sea Change Project gegründet: Eine Non-Profit-Organisation, die sich vor allem um diese beeindruckende Unterwasserwelt bemüht, die sich vor der Küste von Südafrika auftut. Ein Gebiet, das stellenvertretend für alle anderen Regionen steht, wenn es darum geht, dass es allerhöchste Zeit ist, endlich verantwortungsvoll mit der Welt umzugehen, in der wir leben dürfen.

 

Die Bilder, die uns vom Sea Change Project zur Verfügung gestellt wurden, geben einen kleinen Vorgeschmack auf den Film, der auf Netflix verfügbar ist.
www.seachangeproject.com

Zukunftsblick

My Octopus Teacher: Einander Lehrer sein

„Wir sind Teil der Erde, nicht nur Besucher“, sagt Craig Foster am Ende von „My Octopus Teacher“. Ein oscarprämierter Film, der die faszinierende Freundschaft zwischen ihm und einem Oktopus-Weibchen dokumentiert und zugleich aufzeigt, dass Mensch und (Meeres-)Tier einander Lehrer sein können.